Eine nachösterliche Erzählung (Lukasevangelium Kapitel 24, Verse 13ff.) von Pfrin. Manuela Schäfer
Nur weg! Die beiden Männer schlagen einen schnellen Schritt ein auf dem Weg nach Emmaus. «Ich kann einfach nicht vergessen, was passiert ist» sagt der eine. Sein Gefährte antwortete: «Wir haben unsere ganze Hoffnung in ihn gesetzt, und jetzt ist alles vorbei. Wir haben mit ihm gelebt. Und jetzt ist er tot.»
Gut, konnten sie sich auszutauschen, waren nicht allein mit den Erinnerungen an Jesus, wie er von Gott sprach, heilte, mit ihnen betete und feierte. Dann hatten sie miterleben müssen, wie Jesus verhaftet wurde und am Kreuz starb. Der Schock sass tief. Womöglich waren sie nun selbst in Gefahr. Dort zu sein, wo sie alles an Jesus erinnerte, hielten sie einfach nicht mehr aus. Die Trauer wiegt schwer auf ihren Schultern. Die Vergangenheit hält sie gefangen.
Stolpernd bewegen sie sich vorwärts in eine unsichere Zukunft. Das was bisher getragen hatte, war in seinen Grundfesten erschüttert. Lebensträume und Pläne, mit Jesus begraben.
Nach einigen Kilometern gesellt sich ein dritter Mann zu ihnen. Er fragt sie, worüber sie reden. Sie sind erstaunt, dass der Fremde offenbar nicht weiss, was sich in Jerusalem zugetragen hat. Noch einmal können sie erzählen, müssen ihre wirren Gedanken sortieren. Sie berichten ihm von Jesus, der ihnen doch die Erlösung bringen sollte und nun umgekommen ist. Einige Frauen aus ihrer Gemeinschaft hätten ihnen zwar berichtet, dass sie an seinem Grab waren und ihnen die Erscheinung eines Engels gesagt hatte, dass er lebe. Diese Botschaft vernahmen sie wohl, aber im Herzen war sie nicht angekommen. Wie gut geht jetzt einer mit, der nicht vertröstet. Er eröffnet ihnen einen neuen Blickwinkel auf das, was passiert ist, redet offen und ehrlich mit ihnen. «Euer Herz ist träge!» sagt ihr Begleiter. Ja, das Herz hinkt hinterher. Es lahmt und bockt. Es kann den Schritten noch nicht folgen. Aber es will vorwärts. Sie wissen doch eigentlich so viel aus den heiligen Schriften. Aber sie können es nicht auf das beziehen, was ihnen widerfahren ist. Die Sonne geht langsam unter und in den beiden wächst wieder Vertrauen.
Schliesslich kommen sie in Emmaus an. Man könnte sich nun trennen. Doch die beiden möchten nicht allein sein mit sich. Der Fremde soll bleiben. Sie bitten ihn ins Haus. Er bleibt, setzt sich an den Tisch, dankt Gott und bricht das Brot. Da kommen Gegenwart und Vergangenheit zusammen: Jesus ist mitten unter ihnen. Die Augen sind geöffnet, der Blick wird klar. Nach den Tagen des Leids eröffnet sich Zukunft und Gemeinschaft.
(veröffentlicht im "Rheintaler" vom 18.04.2020)