Es gibt viel Unerfreuliches auf der Welt. Dass das immer schon so war, macht die Sache nicht besser. Durch Menschen verursachtes Elend – wie Krieg, Hunger und Ungerechtigkeit – ist so alt wie die Menschheit selbst. Es gibt jedoch einen Unterschied zwischen damals und heute: Noch nie hat menschliches Verhalten die Lebenswelt und Zukunft der nachfolgenden Generationen in so grossem Ausmass beeinflusst wie heute. Nahezu alles, was wir heute tun oder versäumen, hat Auswirkungen auf das Leben derer, die nach uns kommen.
Nein, ich werde jetzt keine Abhandlung über die Klimakrise schreiben – ich denke, jede und jeder ist ausreichend informiert. Ich möchte unser Augenmerk auf etwas anderes legen. Seit einiger Zeit beobachte ich eine interessante und hoffnungsvolle Entwicklung in unserer Gesellschaft: Der Secondhandhandel erfährt regen Zulauf. Ob über Mundpropaganda, digitale Plattformen oder analog in der Brockenstube und im Secondhand-Shop: Das Geschäft mit gebrauchten Gütern boomt und ist auch bei jungen Menschen sehr beliebt. Zu zweit oder in kleinen Grüppchen erkunden die Jugendlichen das Angebot in den Läden – und haben ganz offensichtlich Spass daran. Einen jungen Studenten, der immer wieder mal mit einem seiner Kollegen zum «thriften» loszieht, habe ich unlängst gefragt, warum er gerne in Secondhand-Shops einkauft beziehungsweise sie besucht. Folgende sieben Gründe hat mir der junge Mann genannt: 1. Es ist günstig. 2. Es gibt Marken bzw. ältere Modelle, die es heute nicht mehr gibt. 3. Vieles hat hohe Qualität, die ich bei der «Fast Fashion» oft vermisse. 4. Die Punkte 1 bis 3 begünstigen einen minimalistischen Lebensstil. 5. Es ist eine Möglichkeit, schöne Sachen anzuschauen, auch wenn man sie nicht kauft. 6. Es macht Spass, gemeinsam mit anderen zu stöbern. 7. «Thrifting» liegt im Trend, es ist «fashionable».
Das sind sieben Gründe, gebrauchten Gegenständen ein zweites Leben zu schenken. Sieben Gründe, die gut zu einem nachhaltigen Lebensstil passen: Gut Erhaltenes nicht wegwerfen, sondern wieder verwenden. So lassen sich Ressourcen sparen, die Umwelt wird geschont und Müllberge werden vermieden oder zumindest reduziert.
Gott hat uns seine wunderbare Schöpfung, unsere Erde, als Lebensraum anvertraut. Wir sollen sie beschützen und respektvoll mit ihr umgehen, da-mit auch die, die nach uns kommen, gut auf ihr leben können. Gebrauchte Dinge erwerben und ihnen so ein zweites Leben schenken, ist dafür eine gute Möglichkeit.
(Pfrin. Sabine Gritzner-Stoffers)