Schon von weitem grüssten an diesem frühlingshaften
Sonntagsmorgen rote, geknüpfte Bänder von der Platane beim Kircheneingang in
Heerbrugg. Mit dieser auffälligen Installation erinnerte die Künstlerin Vera
Staub an den brennenden Dornbusch, bei dem Mose von Gott zu seinem Dienst
berufen worden war.
In der Kirche hatte Vera Staub ein grosses Netz in
verschiedenen Farben und Ausprägungen über den Abendmahlstisch und über
Gemeindebesucher ausgespannt. Der Männerchor eröffnete den Gottesdienst mit
einem eigentlichen Weckruf, der schöner nicht hätte einstimmen können.
Als Gast stellte sich die in Au aufgewachsenen Vera Staub vor mit einem dicken geknüpften Bündel
roter Wolle vor. Sie selbst habe in dieser Kirche die kirchlichen Unterrichte
besucht und sich an feste Formen erinnert, etwa, dass der damalige Pfarrer
Schwendener die Stunde immer mit der dritten Strophe des Lieds: „Lob‘ Ehr und Preis sei Gott“ abgeschlossen habe.
Ebenfalls eine – nicht zu fassende, aber feste – Form sei die gute Botschaft,
die sich wie ihr geknüpftes und dann vom Abendmahlstisch ausgerolltes Bündel
als Bänder sich verzweigt in mehrere und letztlich ganz viele Fäden zu den
einzelnen Menschen.
Pfarrer Ronald Kasper
sprach in seiner Predigt das behütende und beschützende, auch vernetzende
Gebilde, das Netz, an. Er wählte dazu als Predigttext den Segen, den Gott
Abraham zugesprochen hat: „Ich will dich segnen und du sollst ein Segen sein.“
Der zugesprochene Segen gilt nicht nur dem Adressaten, sondern weit darüber
hinaus, wie den Knotenpunkten eines unendlichen Netzes, letztlich allen Völkern
und Nationen. Segen ist weder eine Versicherung noch eine Schutzhülle, aber
Segen ist eine Kraft, die immer da ist.
Dazu passend sang der Männerchor Heerbrugg den Soul: „In the Bossom of
Abraham“.
Anschliessend an den aufwändigen und vielfaltigen Gottesdienst lud das Kirchenteam Heerbrugg zum Apero. Dabei konnten die Kirchenbesucher mit der Künstlerin Vera Staub persönlich sprechen oder das „persönliche Netz-Werken“ pflegen. (fib)