Ein besonderes Jahr, besondere Umstände und sicherlich ein besonderes Weihnachtsfest – so viel steht fest. Das ist aber auch schon (beinahe) alles, was feststeht. Keiner weiß zum gegenwärtigen Zeitpunkt, was sein wird zu Weihnachten, wie sich die Umstände bis dahin entwickeln. Schon lange Geplantes musste und muss abgesagt werden in diesen Tagen: Adventsmärkte, Anlässe, Feierlichkeiten, viele kirchliche Veranstaltungen. Das bringt eine große Unsicherheit mit sich, ist anstrengend und oftmals auch traurig. Auch in Bezug auf die Planungen der Weihnachtsfesttage in der Familie stellt sich so manche Frage: wer kann zu Besuch kommen, wie organisieren wir das Fest, wie können wir miteinander feiern, ohne einander zu gefährden?
Diese ganzen Umstände hat niemand bestellt! Lieber wäre es uns, wenn wir wie in den vergangenen Jahren das Weihnachtsfest vorbereiten könnten und uns nicht derlei Gedanken machen müssten. Wir werden jedoch gar nicht gefragt, das Heft wird uns aus der Hand genommen. Und eines wird immer deutlicher: in der ganzen Instabilität, die unsere momentane Situation kennzeichnet, sehnen wir uns nach Sicherheit, nach Stabilität und guten Nachrichten.
Etwas, das ganz sicher stabil und verlässlich ist in diesen verunsicherten Tagen, ist die Botschaft von Weihnachten: Gott wird Mensch. Das bedeutet, dass Gott uns Menschen so nahekommt, wie nur irgend möglich - indem er selbst einer von uns wird, als Kind in der Krippe. Weihnachten ist das Fest der absoluten Gottesnähe – ganz egal ob Corona oder nicht. Abstandsregeln gelten für Gott nicht.
Vielleicht ist das genau die Chance dieser merkwürdigen Tage, in denen unsere gewohnte Feierkultur in Frage gestellt ist. Mitunter ist die Vorweihnachtszeit so gefüllt mit Terminen und Aktivitäten, dass wir manchmal Gefahr laufen den eigentlichen Grund für das Weihnachtsfest – die Nähe Gottes zu uns Menschen, das Kind in der Krippe – aus den Augen zu verlieren.
Nach dem unverletzlichen Kern von Weihnachten zu fragen, könnte eine Chance für uns sein. So wie die Weisen aus dem Morgenland dem Stern am Himmel folgen, das Kind in der Krippe suchen und schließlich finden. „Und wäre Christus tausendmal in Bethlehem geboren, und nicht in dir: Du bliebest doch in alle Ewigkeit verloren“, schreibt der schlesische Arzt, Mystiker und Dichter Johannes Scheffler (1624 – 1677), besser bekannt als Angelus Silesius, der schlesische Engel. Christus wird in Dir, in mir, in uns geboren – das klingt nach einer Einladung, sich auf die Suche nach Gott in unserem Leben zu machen, unabhängig von den Umständen der Gegenwart. Ich bin mir sicher, wenn wir aufmerksam hinschauen, werden wir das Himmlische aufblitzen sehen in unserem verletzlichen und im Moment so ungewohnten Alltag.
Wir sehnen uns nach Stabilität und guten Nachrichten. Die Botschaft von Weihnachten – dass Gott uns im Kind in der Krippe ganz nahe kommt – gibt beides her. Alle Jahre wieder erinnern wir uns daran, dass auf Gottes Nähe Verlass ist. Das eine gute und tröstliche Nachricht. (sgs)
Erstveröffentlichung Rheintaler Weihnachtspost vom 4.12.2020