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Gruss zum Auffahrtsfest

Meister des Altars von Hohenfurth, Christi Himmelfahrt, aus dem Bilderzyklus «Szenen aus dem Leben Christi», ca. 1350

Seit Ostern sind am Auffahrtsfest 40 Tage ins Land gegangen. Noch länger beschäftigt uns bereits die Corona-Krise und zwischendurch immer wieder persönliche freudige und leidvolle Situationen.
In einen Krisenzustand brachte die Himmelfahrt Jesu auch seine Jünger Jesu. Gerade erst war unter ihnen die Gewissheit gewachsen: Jesus lebt, sein Werk geht weiter. Erst die Osterfreude, und dann plötzlich noch einmal ein Abschied, nach dem ersten durch seinen Tod am Kreuz. Seine Nachfolger haben Jesus nicht mehr leibhaftig bei sich. Er ist für sie nicht mehr greifbar. Das ist auch unsere Situation seiner Nachfolgerinnen und Nachfolger im 21. Jahrhundert. Jesus ist nicht körperlich anwesend und doch glauben wir, dass er da ist. Wie sollen die Jünger diese Erfahrung nur weiter erzählen? Einer schreibt die Geschichte der Auffahrt nieder. Jesus spricht einen Segen zum Abschied. Dann entfernt er sich. Das wird beschrieben als eine Entrückung: Jesus wird in den Himmel hinaufgetragen oder gezogen. Nur noch seine entschwindenden Füsse sind auf dem Bild sichtbar und zeugen davon, dass er überhaupt da war. Nun haben die Seinen die Gewissheit, mit wem sie zusammen waren, wer sie verlässt. Gott hat Jesu Leben und Wirken bestätigt hat. Jesus ist der Sohn Gottes, der nun zu seinem Vater geht und so alle Tage bei seinen Jüngerinnen und Jüngern sein kann.

Im Bild reagieren sie auf den Schock des Abschieds. Nachdenklich reiben sie sich die Stirn, ungläubig wischen sie sich über die Augen, entsetzt werfen sie die Hände in die Höhe, berührt legen sie ihre Hände auf die Brust, in Diskussionslust gestikulieren sie, schockiert halten sie die Hand vor den Mund. Alles verständliche Reaktionen auf ein aussergewöhnliches Ereignis, ganz auf ihre eigene Art und Weise. So wie wir in der momentanen Krise.
Es ist paradox. Erst indem Jesus seine Jünger verlässt, kann er wirklich bei ihnen sein. Erst dadurch kann er allem Menschen nahe sein, zu allen Zeiten und an allen Orten. Nicht mehr nur auf den Strassen Galiläas, sondern in unseren Wohnungen, auf unseren Strassen, in unseren Kirchen und unseren Herzen.
Auffahrt: Jesus ist „auf-gehoben“ im Himmel. Er wird von seinem Vater aufgenommen. Alles was er auf der Erde getan hat, ist nicht verloren, sondern hat Zukunft. Wir sind gewiesen, weiter daran zu wirken. Jesus hat uns den Himmel auf Erden erschlossen und bereitet uns bei seinem Vater im Himmel einen Platz. Dorthin will er uns alle führen, in die Nähe des uns liebenden Gottes, jetzt schon auf der Erde in allen Situationen unseres Lebens und einst für immer. So bekommt auch der Auffahrtstag für uns eine freudvolle Bedeutung, weil er genau daran erinnert. (ms)